Autor: Nick Weisser

  • Waldorf nie wieder?

    Waldorf nie wieder?

    Bei narando habe ich mir gerade die Erfahrungen der beiden entgeisterter ehemaliger Waldorfkindergarten- und Fast-Waldorfschul-Eltern Caspar und Susanne Mierau angehört und auch einige der 247 (!) Kommentare durchgelesen, die diese Erfahrungen teilweise bestätigen, teilweise aber auch nicht. Persönlich gehöre ich zu den Letzteren. Meine 3 Kinder haben den Waldorfkindergarten in Peru und Deutschland durchlaufen und gehen momentan in die fünfte, siebte und achte Klasse einer Waldorfschule am Bodensee.

    Nach der einleitenden Beschreibung weniger guter Dinge wie der Förderung handwerklichen Geschicks, dem natürlichen Umgang mit dem Wetter und viel Singen geht Caspars Shit Storm dann auch schon los:

    • minutengenaue Durchritualisierung aller Aktivitäten
    • Zwangsmitgliedschaft in zwei Waldorfvereinigungen mit mehreren hundert bis tausend Euro im Jahr Gebühren
    • Geld-verschlingende Instanz mit verklebten Strukturen
    • das einzelne Kind ist egal
    • Kinder haben sich nach Vorgabe zu entwickeln («Rudolf Steiner hat geschrieben»)
    • langes Stillen, Tragen und Familienbett unerwünscht
    • erzwungenes Aufessen am Mittagstisch

    Sein Fazit: Geborgenheit im Umgang mit Kindern? Pfui. Bloggen? Widerlich. Und Stalker? Selbst Schuld!

    Rudolf Steiner
    Rudolf Steiner, «Die Alchemie des Alltags». Eine Vernissage gab in Weil am Rhein Einblick in die Werke des kreativen Genies, Philosoph, Denker sowie Schaffer einzigartiger und facettenreicher Kunst.

    Zum Schluss seines Nie-Wieder-Waldorf-Shit-Storms räumt er ein, dass er keine Eltern beleidigen möchte, die ihre Kinder in Waldorf-Einrichtungen geben und es nicht auszuschliessen sei, dass es auch pädagogisch modernere Waldorfeinrichtungen geben könnte.

    Ich kann durchaus nachvollziehen, dass grosser Frust entsteht, wenn das eigene Kind eine Zusage für die Einschulung bekommt und dann unerwartet doch keinen Platz findet. Wir sind 2008 mitunter wegen der Waldorfschule aus Lima an den Bodensee gezogen. Wenn unsere Zusage plötzlich widerrufen worden wäre, hätte ich vielleicht einen ähnlichen Artikel wie Caspar geschrieben, da die Waldorfschule in Peru auch etwas Zwanghaftes hatte. Offenbar haben einige Berliner Waldorf-Kitas organisatorisches Optimierungspotential. Dennoch sollte man zwischen Anthroposophie, Erziehertaktiken und einfacher menschlicher Fehler unterscheiden und nicht alles über einen Kamm scheren.

    Hier noch einer der Pro-Waldorf-Kommentare aus seinem Blog:

    Sehr ausführlich geschilderte „Anekdote“. Das meine ich im Sinne von „gibt es wohl auch“. Ist nach meiner jahrelangen ehrenamtlichen Tätigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit einer (auch nur anekdotisch also) Waldorfschule nicht repräsentativ.

    Lässt sich auch nicht durch Berichte aus dem Landeselternrat und der Landesarbeitsgemeinschaft der Waldorfschulen in Hessen belegen.

    Nicht dass es da keine Probleme gäbe, aber „viel Geld“ gibt es da (leider) nicht. Die staatlichen Zuschüsse sind nicht kostendeckend, weil die Berechnungsgrundlage nicht „sauber“ ist. Das ist ein Problem, aber von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Gesetzliche Zuschüsse von Kreis/Stadt sind gelegentlich noch problematischer.

    In unserer Schule werden Finanzplan und Geschäftsbericht immer transparent von Eltern in ehrenamtlicher Arbeit erarbeitet und präsentiert. Da darf (soll) jeder mitmachen.

    Zwangsmitgliedschaft in div. Vereinen ist ebenfalls nicht erforderlich. Mitgliedschaft im Förderverein der Schule ist zwar bindend, aber unentgeltlich.

    Was die „Ideologie“ betrifft, so kommt es immer auf die Menschen (Lehrer, Eltern) an. An den zwei Waldorfschulen, auf die unsere Kinder gehen, wird weder esoterisches noch rechtes Gedankengut vermittelt. Da bin ich sensibel, da selbst „waldorfkritisch“ und skeptisch Religion und Dogma gegenüber.

    An den Schulen, auf die unsere Kinder gehen, gehört Medienkunde (Computer, Soziale Netzwerke usw.) zum Unterrichtsstoff. Das hängt aber – wie gesagt – vom Kollegium ab.

    Durch die sehr häufigen Elternabende an Waldorfschulen hat man einen recht guten Draht zu Klassenlehrer bzw. Klassenlehrerin und auch dem Fachkollegium. Da bekommt man rasch mit, welche Ideen sie haben, und man kann sogar über Inhalte diskutieren. Alles recht basisdemokratisch – wie übrigens die gesamte Verwaltung der Schule. Überall arbeiten Eltern mit – sollen sie auch.

    Daher also mein Hinweis auf den Einzelfall – sicherlich ausführlich und wahrheitsgemäß beschrieben. Doch das ist nicht „Waldorf“!

    Und zum Abschluss noch ein inspirierendes Rudolf Steiner Zitat aus Wien vom 5. Juni 1922.

    Willst du dich selbst erkennen,
    So suche in den Weltenweiten dich selbst;
    Willst du die Welt erkennen,
    So dringe in deine eigenen Tiefen.

    Deine eigenen Tiefen werden dir
    Wie in einem Weltgedächtnis
    Die Geheimnisse des Kosmos erschließen.

    Update 10.02.2016: In der Sendung SWR2 Tandem hörte ich gerade Sprechen, Reimen, Schreiben: Theodor auf seiner Wunschschule. Theodor ist 9 Jahre alt. SWR2 hatte ihn schon einmal vor drei Jahren für eine Tandem-Sendung begleitet als er in seinem letzten Kindergartenjahr war und gemeinsam mit seinem Vater, dem Sprechdichter und Performance Poeten Timo Brunke, zur Sprachtherapie ging. Inzwischen ist Theodor Schulkind und Almut Schnerring hat ihn einen Tag lang begleitet.

    (Beitragsbild: Mein Sohn Keshava im Mai 2009 im Waldolfkindergarten)

  • Ein Tag am Flumserberg mit Snapchat

    Ein Tag am Flumserberg mit Snapchat

    Snapchat macht mir echt Spass, obwohl offenbar die wenigsten Menschen in meiner Altersgruppe einen Zugang dazu finden. Social Media Experten wie Gary Vaynerchuk würden aber eher Snapchat als in Instagram kaufen, wenn Sie die Möglichkeit hätten, da es langfristig mehr Potential zu haben scheint. Es ist ein etwas anderer Ansatz der Kommunikation, was wahrscheinlich auch der Grund ist, weshalb Generation X (die zwischen 1965 und 1980 Geborenen) keinen Zugang dazu hat.

    Nichts desto trotz sind Mediengrössen wie Mashable, CNN, MTV und National Geographic seit Anfang 2015 mit täglich neuen Discover Stories dort präsent, die eine ganz neue Generation der interaktiven Berichterstattung ermöglichen. Snapchat ist quasi die Plattform, die ein innovativer Verlag bzw. ein innovatives Medienhaus hätte erfinden sollen, anstatt an schwindenden Abonnenten einer mittelalterlichen Print-Ausgabe zu verzweifeln. Innovation Baby!

    https://www.youtube.com/watch?v=UbOMqA2AOIk

    Nur 16% der über 35 Jährigen nutzen es, über 50 Prozent der Snapchat-Nutzer sind laut einer Umfrage von statista zwischen 16 und 24 Jahre alt. Meine Tochter ist 14 und nutzt es täglich.

    So sieht meine «Geschichte» auf Snapchat heute aus, wenn man sie als Video exportiert (bei Interesse mit Rechtsklick lokal speichern und anschauen, da das eingebettete Video leider nicht sauber abgespielt werden kann). In der App kann man auch auf das Bild/Video klicken, um zum nächsten zu gelangen. Meine Standardeinstellung von 5 Sekunden pro Bild ist für die junge Generation relativ lange, für die über 35 Jährigen evtl. genau richtig.

    Obwohl ich nicht unbedingt ein Freund exzessiver Selfies bin, lockert der am 15.09.2015 von Snapchat eingeführte Selfie-Filter die Sache sehr auf. Jetzt muss die Selfie Generation sich beim Fotografieren selbst nicht mehr mit Schmollmund oder Botoxlippen verstellen, sondern kann ganz natürlich drein schauen und anschliessend bequem das Gesicht nach Belieben verunstalten (ironisch gemeint). Ausserdem eine sehr interessante Art der Monetarisierung dieser App (ernst gemeint). Einige Filter sind gratis, andere kosten 0.99 Cent.

    Snapchat Selfie Filter

    Falls ihr meine hochphilosophischen Snaps regelmässig sehen möchtet und mir eure wichtigen Snaps nicht vorenthalten möchtet, könnt ihr mich als nicksnap8 hinzufügen.

  • Atmasfera

    Atmasfera

    As if discovering the amazing Bhakti Without Borders wouldn’t have been enough to start a great new year with. Have you ever listened to a Ukrainian Christmas carol?

    And if you want some really powerful and raw folk rock you should be listening to their album Internal. It’s really beautiful and pure.

    Atmasfera Logo