Kategorie: Bildung

  • Lebensmittel, die Körper, Seele und Geist ernähren


    Wir wohnen in einem kleinen Dorf am Bodensee, in dem Demeter-Landwirtschaft im grösseren Stil betrieben wird. Die Erzeugnisse werden im Dorfladen, der dem Pestalozzi Kinderdorf angehört, verkauft. Der Laden hat eine eigene Demeter-Bäckerei, die den besten Regiolaib bäckt, den ich seit vielen Jahren gegessen habe. Auch alle anderen Backwaren wie z.B. Rosinen- oder Schokobrötchen sind sensationell lecker!

    Die Demeter-Rohmilch holen wir direkt am Erlenhof für 80 Cent den Liter. Wenn man plötzlich mal auswärts einen Kaffee mit H-Milch trinkt, ekelt einen das fast ein bisschen an, wenn man die sonst so geschmacks- und gehaltvolle Demeter-Milch gewohnt ist.

    Als ich neulich Milch holte und mich in die Strichliste eintrug, sah ich ein paar kleine Heftchen im Streichholzschachtelformat mit nur wenigen Seiten mit dem Titel «Lebensmittel, die Körper, Seele und Geist nähren» und steckte eines davon in meine Tasche.

    Am meisten beeindruckt haben mich in der Minibroschüre die Ausführungen «Wie Kuhmist im Kuhhorn für fruchtbare Böden sorgt».

    «Nur in vitalem Boden können Nahrungsmittel harmomisch wachsen. Deshalb wird der Boden in der bio-dynamischen Wirtschafsweise gepflegt. Mit reifem Stallmist, konsequentem Fruchtwechsel, Gründüngung und bio-dynamischen Präparaten. Wie dem Hornmistpräparat: Kuhdung, der in einem Horn vergraben einen Winter Zeit bekommt, kosmische Kräfte zu sammeln, wird in Wasser verrührt. Das so «dynamisierte» Wasser wird auf Wiesen, Feldern und Gärten fein versprüht, damit es wie in der Homöopathie energetisch auf Boden und Pflanzen wirkt. So werden die Böden fruchtbarer, gesünder, lebendiger. Die Humusschicht wächst …»

    Wenn man diesen doch recht esoterischen (mir aber sehr sympathischen) Ansatz mal mit der konventiellen modernen Landwirtschaft und Gentechnik vergleicht, die lediglich Ertragssteigerung im Sinn hat, merkt man, dass hier ein Unterschied wie Tag und Nacht besteht.

    Demeter-Erzeugnisse sind wahre Schätze und deshalb bezahle ich gerne etwas mehr und leiste einen Betrag für eine gesunde Landwirtschaft. Dass das Ganze dann auch noch viel besser schmeckt braucht einen ja nicht zu wundern.

    «Kulturpflanzen sind jahrtausendealtes Erbe. Bio-dynamisch arbeitende Gärtner und Bauern züchten sie weiter, damit sie den Menschen nicht nur in seinem Wohlbefinden, sondern auch in seiner Denk-, Empfindungs- und Willensentwicklung fördern. So gestalten sie neue Sorten – als eigenständige Alternativen zu gentechnologischen Methoden. Es kommt eben doch darauf an, welche Talente einem in die Wiege gelegt werden. Vitale Pflanzen sorgen für gesunde Lebensmittel, die gut schmecken. Schliesslich hat der Demeter-Züchter gerade auf den Geschmack hin selektiert. Mit Erfolg!»

  • Um Schönheit zu erkennen müssen optimale Bedingungen herrschen

    Die Washington Post hat ein aussergewöhnliches Experiment durchgeführt, das zeigt, wie abgestumpft der gehetzte Mensch von heute auf dem Weg zu seiner Arbeit ist. Der amerikanische Violonist Joshua David Bell spielte in der Eingangshalle der Metrostation L’Enfant Plaza Station in der amerikanischen Hauptstadt – fast unbemerkt. Einige ganz wenige Passanten bemerkten das Genie des Musikers, wie anschliessend in Interviews herausgefunden wurde, doch die grosse Masse ignorierte das aussergewöhnliche Solokonzert, ohne es auch nur eines Blickes zu würdigen.

    Aus dem sehr unterhaltsamen und anspruchsvoll verfassten Artikel der Washington Post lässt sich schliessen, dass es zwar einerseits etwas nachdenklich stimmt, dass so etwas passieren kann, doch andererseits das Verhalten der Passanten aufgrund der äusserlichen Umstände gar nicht so abwegig ist.

    Da ich selbst schon Strassenmusik gemacht habe und grundsätztlich fast immer stehen bleibe, wenn ich Strassenmusikern zuhören kann, hätte ich vermutlich an diesem 12. Januar 2009, wäre ich in Washington DC gewesen, trotz Pendlerstress die Muse gefunden, Joshua Bell einigen Minuten mein Gehör zu schenken, obwohl ich zugeben muss, dass ich zuvor noch nie von diesem Violinisten gehört hatte (wieder eine Bildungslücke!?)

    Hättest du Joshua Bell erkannt? Oder zumindest zugehört, geschweige denn, etwas gespendet?

  • Ethische Käufer sind seltsame Zwitterwesen

    Umfrageinstitute zählen jeden achten Bundesbürger zu ihnen, andere Experten schätzen ihren Anteil auf 20 oder gar 30 Prozent. Die Betonung liegt auf «schätzen», denn genau weiß es niemand. Auch wird bisher nur vermutet, welchen Effekt ihr Konsumverhalten hat und künftig haben wird – etwa auf den europäischen CO2-Ausstoß.

    Marketing-Fachleute haben natürlich längst versucht, der neuen Verbrauchergruppe Namen zu geben. LOHAS etwa. Die Abkürzung steht für «Lifestyle of Health and Sustainability», also für einen «Lebensstil, der sich der Gesundheit und der Nachhaltigkeit verpflichtet», aber von dieser Bezeichnung fühlen sich die wenigsten angesprochen.

    Ein Artikel im GEO Nr. 12/08 über kritischen Konsum berichtet über die Beobachtung von 24 Ökos, bei der festgestellt wurde, dass diese genau soviel Energie verbrauchen wie der Durchschnitt, teilweise sogar mehr, obwohl sie selbst den Eindruck hatten 1/3 weniger Energie zu verbrauchen.

    Es sind offenbar eher die grossen Entscheidungen im Leben, die eine deutliche Änderung im Energieverbrauch herbeiführen. Man muss dazu bei den eigenen Anstrengungen neue Schwerpunkte setzen: weg von den kleinen Schritten, hin zu den «Key Points» strategischen Konsums.

    • gründliche Wärmedammung der eigenen Immobilie
    • 10 000 Euro Investition in erneuerbare Energien. in Form einer eigenen Photovoltaikanlage oder auch der Beteiligung an einem Wind- oder Solarkraftwerk
    • Umsteigen auf ein Dreiliterauto oder, noch besser, Nutzung eines Carsharing-Angebots
    • konsequente Umstellung des Speiseplans auf Biolebensmittel